„MARINA ABRAMOVIĆ ist eine Künstlerin, die mir seit vielen Jahren durch ihre New Yorker Performance ‘The Artist is Present’* ein Begriff geworden ist. Mit ihrem Werk beschäftigt habe ich mich jedoch seither nie wirklich.”
Ich versuche auf all ihren Fotografien den ihr innehabenden, undurchdringlichen Blick zu deuten. Ich frage mich, ob ein Hellseher bei Marina Abramovic irgendetwas wahrnehmen kann? Sie scheint „unlesbar“, entrückt und gleichzeitig unheimlich präsent und wach.
Ich empfinde es so, als würde sie sich in ihre eigene (geistige) Welt zurückziehen und das Aussenherum wahrnehmen und gleichzeitig auch nicht. Geht der Künstlerin während der Performances etwas durch den Kopf und wenn ja, was? Oder ist ihr Gehirn währenddessen einfach auf „Stand by“ – diese Fragen gehen mir bei ihrem Anblick immer durch den Kopf.
Und sie erschaffen für mich die Faszination an der Frau und Künstlerin MARINA ABRAMOVIĆ.
Video: © Claudine liebt Kunst vom Original-Buch
Dieses Buch geht meinen Gedanken und Fragen umfänglich auf den Grund.
Natürlich ist es aufgrund des reduziert-eleganten Designs auch ein wunderbares Coffeetable-Book für Kunst- und Designfreunde, doch wäre es wirklich schade dieses toll gemachte Buch dazu zu degradieren nur stylish zu sein – denn das ist es natürlich allemal.
Doch nicht nur die Bilder auch der Inhalt dieses Buches ist faszinierend in jeglicher Weise:
Die vielen eindringlichen Fotografien und Beschreibungen zu den Performances* über die Jahre ihres Lebenswerkes, von den Anfängen bis heute, machen dieses Buch zu einem wahren Must-Have für Kunstliebhaber und -wissbegierige.
Kleine Trigger-Wahrnung: Ihre Kunst ist nichts für empfindsame Seelen. Die Künstlerin geht bis an die Grenzen, was Körper & Geist ertragen können und oft darüber hinaus – und dies wird in Texten & Bildern zu den Performances dargestellt.
Es ist für einen empathischen Menschen teils sehr schwer zu ertragen, was sich diese Frau in der Ausübung ihrer Kunst an körperlicher und seelischer Folter antut.
Dieses Buch ist für mich eine Enzyklopädie diesen (in meinen Augen) masochistischen Antrieb der Künstlerin zu ergründen. Es ist meine rein persönliche, subjektive Wahrnehmung ihrer Kunst – ich bin natürlich keine Kuratorin – „nur“ Kunstliebhaberin.
Fazit: Aus diesen vielen Gründen ist das neue Buch MARINA ABRAMOVIĆ aus dem Hirmer Verlag eine ganz klare Empfehlung von mir!
Claudine
*Zu guter Letzt möchte ich dir gerne noch zwei besondere Links zu Videos der Künstlerin auf Youtube mitgeben:
Das erste Video zeigt die wohl bekannteste New Yorker Performance The Artist is Present, in der sie 3 Monate, 6 Tage die Woche, je 7 Stunden auf einem Stuhl sitzt, um mit völlig fremden Menschen eine Minute der Stille zu teilen. Dabei überrascht sie ihre frühere Liebe, der Performance-Künstler Ulay nach 22 Jahren mit einem Wiedersehen. Dieses Video ist unbeschreiblich emotional und schön – in Bezug auf die Fremden und ihre alte Liebe! Hier kannst du es ansehen..
Das zweite zeigt eine Rede der Künstlerin, wie sie darauf kam, das Institut für immaterielle darstellende Kunst zu gründen. Sie erzählt gleich zu Beginn in eindrücklicher Weise von ihrer Performance Rhythm 0 von 1974. Diese Erzählung ist absolut herzerfreifend und zeigt ein Ausmaß an Bereitschaft einem fühlenden Wesen schlimme Dinge anzutun, das wahrlich erschreckend ist. Und ich sage „fühlende Wesen“, weil das für mich persönlich nicht nur den Menschen einschließt. Sehr traurig. Hier ansehen.