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Wie die Kunst die Welt erschaffen hat.
Ein (be-)rauschendes Buch über Albrecht Dürer und seine bildliche Sicht auf die Natur.

„Albrecht Dürer und der Wal wird Sie mitreißen wie die Flut“, verspricht John Williams, New York Times, vollmundig. Zumindest der Untertitel des Buches ist vielversprechend: „Wie die Kunst die Welt erschaffen hat.“ Ausgerechnet Dürer, den viele, wenn überhaupt nur vom Dürerhasen kennen?
Versetzt man sich in seine Zeit, also ins 16. Jahrhundert, erschien der berühmteste Künstler Nordeuropas seinen Zeitgenossen geradezu hypermodern. „Modern ist Albrecht Dürer auch heute noch“, beschreibt der Klett-Cotta Verlag, in dem das Buch erschienen ist. Zugegeben, das würde ich als Kind unserer Zeit so nicht sofort unterschreiben. Die Wirkung, das Buch aufzuklappen und zu lesen, hat die Aussage nicht verfehlt.
Kurzinfo zu Albrecht Dürer: deutscher Maler, Grafiker, Mathematiker und Kunsttheoretiker. Er zählt zu den herausragenden Vertretern der Renaissance. 21. Mai 1471 in Nürnberg geboren und dort am 6. April 1528 verstorben.
Zeitreise: 1520 segelte Albrecht Dürer in die Niederlande, um ein damals sagenumwobenes Ungeheuer, einen Wal, zu sehen. Dürer hatte die Natur erstaunlich bildlich gescannt und wiedergegeben: Grashalme, Hasen, Hunde, Pferde, Rhinozeros, Kometen, auch den Teufel, so es ihn gibt, die Apokalypse, aber auch die Hände seiner Mutter, melancholische Stimmungen und Selbstporträts. Im Zuge seiner Reise wollte Dürer unbedingt einen Leviathan zeichnen – ein kosmisches Seeungeheuer, das Schiffe und Menschen vernichten kann –, um dessen Macht dadurch zu überwinden.
Autor Philip Hoare bringt in 320 Seiten und über 100 Abbildungen Dürers Modernität, seine erstaunlichen Perspektiven, seine verblüffenden Facetten und feinsten Nuancen nahe. Dürer wird sogar das erste Emoji zugeschrieben.
Der Münchner Merkur zeigt „ein lachendes Gesicht mit großer Nase, leicht irrem Blick und wirren Haaren“, das Dürer in einem Brief an einen Freund gezeichnet hat, um Emotionen zu verdeutlichen. Für die Frankfurter Rundschau wurde Dürer gar „zum Vorreiter des Zeitalters der grenzenlosen Reproduzierbarkeit“.
Ist das Buch lesenswert? Die Presse überschlägt sich zu Recht. Wenn man sich auf das Werk einlässt, ist es fast ein Pageturner – nicht nur für Kunstfans: „Das ist Hoares bisher größtes Werk, ein Buch von schillernder Einsicht und flüssiger Schönheit“, urteilt Die Woche.
„Philip Hoare wächst über sich hinaus …, um etwas Verwegenes, Wunderbares und Unvergessliches zu schaffen. Dürer hätte es geliebt. Sie werden es auch lieben“, so The Spectator. Die Zeit meint: „»Fantasieanregender war lange kein Buch über die Natur mehr. Philip Hoare hat ein einem Mix aus Reisereportage und Sachbuch eine großartige Kulturgeschichte des Wals geschrieben.“
Und abschließend darf auch der wohl berühmteste Wal der Buchgeschichte nicht fehlen: „Das Buch ist eine Fundgrube für alle, die nicht von Moby-Dick loskommen“, schreibt die FAZ. Na, wenn das so ist …
Fazit: Aus meiner Sicht eine echte Leseempfehlung!
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Von Herzen Claudine