HAUPTSACHE
HÜTE. HAUBEN. HIP-HOP-CAPS.
Bayerisches Nationalmuseum – Das Schatzhaus an der Eisbachwelle.
Ausstellung bis 30.4.2023
Ein Beitrag von Claudine
Unbezahlte Werbung
Ich geb’s zu, Schande über mein meist nicht „behütetes“ Haupt, als waschechte Münchnerin war ich zum ersten Mal in meinem Leben im Bayerischen Nationalmuseum. Tausendmal daran vorbeigefahren, jetzt hab ich endlich diesen ehrwürdigen Bau auch von innen gesehen. Und das zur grandiosen Sonderausstellung HAUPTSACHE, deren Besuch ich dir hiermit dringend ans Herz legen möchte! Du hast noch bis 30. April dafür Zeit!
Diese Ausstellung ist einfach extrem schön gemacht und steht den Ausstellungen der Kunsthalle München (wie der derzeitigen FLOWERS FOREVER) in überhaupt nichts nach! Und das mit einem Thema, das auf mich erstmal nicht so faszinierend wirkte, wie es tatsächlich ist. Die Einladung des Bayerischen Nationalmuseums anzunehmen, bewog mich in erster Linie die Tatsache als Münchner Kindl endlich einen Blick hinter die große, vielleicht ein wenig abschreckend wirkende Türe des Museums zu machen. Soviel vorneweg zu meinen ersten Beweggründen, die der Ausstellung, wie ich im Nachhinein weiß, sowas von nicht gerecht wurden. Auch der etwas angestaubte Charakter, den ich beim Gedanken an das Bayerische Nationalmuseum im Kopf hatte, entpuppte sich als nicht haltbares, ungerechtes Vorurteil!
Die Fakten: Mit rund 250 Hüten, Hauben, Mützen, Schleiern und weiteren Arten von Kopfbedeckungen zeigt die Ausstellung einen Überblick über die Kulturgeschichte vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Die Kopfbedeckung zeigt seit jeher wer der Kopf darunter ist oder was er gerne sein möchte. Sie dient in vielen Fällen mehr der Selbstdarstellung als dem rein praktischen Aspekt der Kälte- oder Sonnenabwehr. Dieses, in vielen Köpfen vermeintlich „modische Accessoire“ verleiht dem Menschen Würde oder Macht, schafft Abgrenzung oder Zugehörigkeit, ist Ausdruck und Kommunikation seines Trägers und setzt somit immer ein bewusstes Statement!
Man muss für diese Ausstellung nicht unbedingt die totale Begeisterung für Hüte von Vorneherein mitbringen … die Begeisterung stellt sich ganz von selbst ein, beim Gang durch die vielfältigen Exponate der Ausstellung.
Am besten du gehst mit Audioguide durch die Räume oder liest die dazugehörigen Informationen an den Säulen, denn die Geschichten rund um die verschiedenen Objekte machen das Erlebnis erst rund. Ich kam in den Genuss mit den Worten von Dr. Johannes Pietsch durch die Ausstellung geleitet zu werden. Wow, das ist mal ein Wissen über die Materie, kann ich euch versichern! Hut ab vor diesem Kurator, der die geladenen Design-Interessierten in einer extrem spannend gehaltenen, charmanten Führung durch die gut gefüllten und gestalteten Räume geleitete.
Das Museum hat in dieser Ausstellung Huttechnisch wahrlich aus dem Vollen geschöpft! Nicht zuletzt dank der vielen Exponate durch mehrere Jahrhunderte, die zu einem großen Teil sogar durch eigenen Museumsbesitz zur Verfügung standen und hier dem Besucher in einer durchdachten, stilvollen Zeitreise präsentiert werden. Darunter befinden sich einige besonders kostbare religiöse und königliche Kopfbedeckungen wie z.B. von König Ludwig II., Kuriositäten wie der Bärchen-Hut des Designers MOSCHINO, eine Leihgabe der Schirmherrin Gloria von Thurn und Taxis und Seltenheiten, wie z.B. der Hut einer Moorleiche aus einem der vorigen Jahrhunderte (ich hab leider das genaue Datum vergessen).
Was ich besonders schön gemacht fand, war die Tatsache, dass auch die passenden Köpfe unter vielen Hüten & Hauben die Lebenszeit der jeweiligen Kopfbedeckung unterstrichen. Dass der Hut der Moorleiche nicht auf einem passenden Kopf saß, verzeihe ich den Ausstellungsmachern jedoch nur zu gerne. Kleiner Joke, musste sein – bei dem Gedanken daran, muss ich jedesmal erschaudernd grinsen. 😉
Die Farbstimmungen der einzelnen Räume wurden excellent auf die Zeit der gezeigten Objekte abgestimmt. Hier gelang eine rundum wohldurchdachte, super schön gestaltete Ausstellung, die viel Know-How und Herzblut auf Seiten der Macher erkennen lässt. Eine besondere Atmosphäre, die sich dann auch auf die Laune des Besuchers überträgt und die Ausstellung wohl nicht so schnell vergessen lässt. Mein persönlicher Eindruck: Besser hätte man diese Sonderausstellung kaum präsentieren können. Und meine Lust mir ein neues Cap zu kaufen liegt bei 100%!
ALSO: UNBEDINGT NOCH HINGEHEN!
Übrigens gilt auch hier im Bayerischen Nationalmuseum für die Räume der Dauerausstellung der 1 € Sonntag!
Sonderausstellungen ausgenommen.
Von Herzen
Claudine