Vor Ort → ART BASEL 2018
14. bis 17. Juni 2018, Basel
Die Art Basel. Zum 49. Mal.
Wir waren dort und haben uns – Asche auf unser Haupt oder Farbe ins Gesicht – gefragt: Lohnt sich der Weg in die temporäre Hauptstadt der Kunst? Oder ist die Frage in einem Kunstblog schon ein Affront? Egal, hier ein kleines Stimmungsbild, ganz ohne Namedropping.
Steht man vor dem Kunsttempel, bekommt selbst der Kenner das Gefühl, dass Kunst bei diesem Angebot nicht mehr einzigartig sein kann. Wo sonst gibt es so viel Kunst zum Kaufen und Anschauen? Wie jedes Jahr wird man eines Besseren belehrt und kehrt bekehrt, euphorisiert und einer gewissen Gespanntheit auf die Art Basel 2019 wieder zurück.
Auch das wiederholt sich – wer rein will, muss Geduld haben und so heißt es: Schlange stehen. Geht man beispielsweise im Obergeschoss im Gang auf den großen Unlimited-Schriftzug zu, hat man die verschwendeten Minuten schnell wieder vergessen. Zumindest auf der beim Publikum offensichtlich beliebten Art Unlimited ist der Name Programm. Irgendwie ist hier alles groß, überdimensional, eben unlimited. Ist große Kunst wirklich große Kunst? Nicht nur die zu einem großen Viereck zusammengestellten barocken Kleiderständer stimmen nachdenklich, ob die Form bzw. die makrodimensionale Präsentation des Alltäglichen die Kunst oder die Kunst die Form bestimmt.
Ist letztendlich eben alles Geschmackssache
sagte der Affe und biss in die Seife.
Nicht weniger aufschäumend ist eine ganz andere Facette dieser dann doch beeindruckenden Kunstschau: die Besucher. Sie zu beobachten ist jedes Jahr ein besonderer Pinselstrich. Menschen, die flüsternd, kopfschüttelnd, gehetzt, impulsiv, wichtig um sich schauend, mal grau und mal nach Aufmerksamkeit schreiend schrill durch die Hallen schreiten, sind ebenfalls einen Besuch wert. Aber zurück zum eigentlich Lustprinzip: der Kunst, die in diesem Jahr, so mein Eindruck, zumindest ein wenig mutiger und politisch motiviert ausgefallen ist.
Die meisten Künstler, so muss ich gestehen, habe ich noch nie gesehen. Dennoch sind die Preise, so man diese denn erfährt, nichts für den kleinen Geldbeutel. Von den Etablierten der Popkultur gar nicht zu sprechen. Was darf Kunst kosten und viel wichtiger, wer bestimmt den Preis? Jaja, wie immer die Nachfrage und dennoch bleibt so manche monetäre Vorstellung doch ein mindestens genauso schwarzes Geheimnis wie das schwarz-schwarze Gemälde vor mir. Da wir hier ja unter Kunstfreunden sind, halte ich mich mit Namen zurück. Und schließlich ist ja alles erlaubt, was gefällt – und teuer ist. Hier geht’s bei den großen Namen wenig verwunderlich um Millionen. Das sind an sich keine News. Aber dass bei dem offiziellen Verkaufsevent ausgerechnet immer öfter die Preisangaben fehlen, ist ärgerlich. Da will so mancher Künstler die Szene entscheiden lassen, was seine Kunst wert ist. Von dieser Bietergemeinschaft profitieren jedoch eher die Etablierten. Es wird bereits kolportiert, dass die Messe nach einer Lösung sucht. Schließlich dient der Preis – auch – einer Orientierung. Im Guten wie im Schlechten. Nun, wer ein Schnäppchen machen will, muss nicht nach Basel fahren, denn hier hängt bekanntlich die hochpreisige Kunst von nicht weniger als 4000 zeitgenössischen Künstlern, die von 291 internationalen, handverlesen ausgesuchten Ausstellern präsentiert werden. Zumindest das Feuilleton feiert die Reizüberflutung mit Ansage: „Dass die Art Basel, eben in ihrer Heimatstadt Basel, außerdem die wohl attraktivste Messe überhaupt ist, im Ganzen also den Augen sehr gut tut, darf auch einmal ausdrücklich gesagt werden – nicht für alle beherrscht nur der Mammon das Spiel, zum Glück kennen nicht wenige die Freude am Schauen“, so die FAZ. Der Redaktion fällt wie mir auf, dass eine der renommiertesten Münchner Galerien, die Galerie Thomas, nicht dabei ist.
Unser Fazit: So oder so, es hat wieder einmal Spaß gemacht, in die Kunst einzutauchen. Vor allem in das für Kunst ja so wichtige Ambiente. Und wenn Basel währenddessen zu einer Art kunstvollem Freilichtmuseum avanciert, ist das mindestens genauso stilvoll verrückt wie die Messe selbst.
Art Basel *klick ist und bleibt ein Spektakel.
Also bis zum nächsten Mal. Dem 50!
Liebe Grüße aus Basel, Euer Boris