




FLOWERS
FOREVER
Kunsthalle München
Blumen in Kunst und Kultur
von 3. Februar bis 27. August 2023
Diesmal hast Du zwei Möglichkeiten für den Bericht der neuen Ausstellung FLOWERS FOREVER: Aus Sicht des Claudine liebt Kunst-Autors & Kunstnutzers Boris und einmal durch meine. Wir waren zusammen in der Kunsthalle, nahmen unsere Eindrücke getrennt voneinander wahr und schrieben sie für Dich nieder, ohne uns vorher darüber auszutauschen – somit auch ohne Kenntnis wie das Fazit des anderen ausfallen würde.
Von Herzen
Ein Beitrag von Boris Udina
Von „Wow“ bis „Echt? Soso! Und Aha“ …
Blumen sind die Liebesgedanken der Natur.
Bettina von Armin
Wie man eine kulturelle, anspruchsvolle und gleichzeitig unterhaltsame Ausstellung über … Blumen … zusammenstellt, hat das Kunsthalle-Team viele Nächte gekostet, Tage sowieso. Blumen, so besonders und bedeutsam sie sind, haben etwas Generisches. Sie sind einfach da, schön, duftend und haben auch ihren Anteil an der Kunst. Umso schwieriger ist es jedoch, dabei in der Werkschau für Highlights zu sorgen.
Rund 170 Werke aus internationalen Sammlungen und für die Ausstellung entstandene Installationen mit Werken von Jan Brueghel dem Jüngeren, Abraham Mignon, Barbara Regina Dietzsch, Lawrence Alma-Tadema, Hannah Höch, Andreas Gursky, Miguel Chevalier, Ann Carrington, Patricia Kaersenhout, Kehinde Wiley, DRIFT und vielen weiteren Künstler:innen hat das Team zusammengetragen. Ob die Auswahl der Exponate vom Altertum bis in die Gegenwart gelungen ist, lest ihr hier.
Wenn auch etwas in einer Ecke versteckt und stiefmütterlich behandelt, darf er natürlich nicht fehlen: der Blumenwerfer von Banksy. LOVE IS IN THE AIR findet das CLK-Team richtig gut, daher ist das berühmte Motiv auch Anstoß unseres Community projects #iLoveArtPeace&Flowers
Und um euch gänzlich zu verwirren, fange ich sozusagen von hinten an. Der letzte Raum ist von Rebecca Louise Law belegt, mit der die Kunsthalle bereits 2022 medienwirksam aufgefordert hatte, Blumen zu sammeln. Das Ziel: Trocknen, aufhängen und eine Art Blumentempel errichten. Rund 130.000 bayerische Blütenköpfe, die sonst weggeworfen worden wären, sind es dann geworden – mindestens 200.000 waren geplant, aber hey, Zahlenspielerei. Betritt man den Raum mit der Installation, wird jedoch zunächst ein anderer Sinn überwältig: die Nase. Buchstäblich atemberaubend präsentiert sich das Kunstwerk, durch das man laufen kann. Was die Blumenkünstlerin damit aussagen möchte, haben wir sie gefragt. Sobald die Antworten vorliegen, findet ihr sie hier im Magazin. Macht der Raum Spaß? Ehrlich gesagt hatte ich mir mehr darunter vorgestellt, ohne zu wissen was und warum. Vielleicht haben mich als Allergiker auch die vielen Blüten irritiert und in der Fülle berauscht. Laws Werk ist eine gute Idee, ihre Intension – der bewusste und nachhaltige Umgang mit natürlichen Ressourcen sowie die Vernetzung von Menschen aus unterschiedlichsten Bereichen und Lebenssituationen – sowieso, alles keinesfalls enttäuschend, aber auch nicht mehr.
Auf eine andere Weise eindringlich ist ein komplett gelber Raum, in dem Werke von Kapwani Kiwanga ausgestellt sind. Eine Assoziation zu gleißendem Sonnenlicht ist beabsichtigt. Gelungen. Ein Blick auf die Infotafel verrät die verwendeten Materialien: Papier, Holz und Farbe. What?! OK, Kunst kommt von Können und sie kann.
Das kann der Kunstnutzer (achso, das bin ja ich) auch Viktor & Rolf bescheinigen. Und in Flowers Forever fallen sie wieder auf. Mit Agathes Hochzeitskleid für die Oper Der Freischütz. Die Sprache der Blumen als Ausstellungsthema klammere ich ebenfalls aus. Dazu wird es in hier im Magazin noch ein eigenes Special geben.
Noch Tage nach dem Besuch in Erinnerung geblieben: Die Videoinstallation Mosaikvirus ohne Ton von Anna Ridler. Was Bitcoins mit Tulpen zu tun haben? Die Erklärung spare ich mir, sie wirkt zu konstruiert, was den Spaß an dem Werk nicht schmälert. Auch gelungen, das Ausstellungsplakat. Das ist alles? Nein, das sind nur ein kleiner Teil einer Ausstellung, die die Vielfalt, Bedeutung und Symbolkraft in der Mythologie, Religion, Kunst und Politik zum Ausdruck bringt.
Fazit: Reingehen oder das Geld lieber beim Blumenhändler lassen?
Meine blumige Antwort: beides!
Herzlichst Boris
Ein Beitrag von Claudine
Muss es immer die Superlative sein?
Deine Meinung ist gefragt!
Fangen wir mal so an: Als ich bei der Eröffnung durch die Ausstellung gegangen bin, hat‘s mir sehr gut gefallen.
Es gibt in dieser Form noch nicht gesehene Blumenkultur in vielfältigen Facetten und Bedeutungen, ohne blumig zu werden. Die thematische Herangehensweise in den einzelnen Räumen war eine wirklich gute Idee der Kuratoren und verdient es beachtet zu werden.
Ganz klar, die Ausstellung ist es wert, gesehen zu werden.
Du hast blumig-eindrucksvolle Stunden dort, das ist sicher!
Jetzt die kleine Einschränkung. Du musst dir die Exponate, die Ausstellung selbst erarbeiten und in den wohlkomponierten, farbigen Räumen mit aktiver Neugier ins Detail gehen. Wenn du entspannt immer der Nase nach „konsumieren“ willst, etwas Großartiges, Umwerfendes oder gar Spektakuläres aus der Kunstwelt erwartest, wirst du nur durchschlendern und möglicherweise mit einem „war ok“ herausgehen.
Wer mir besonders und ohne jegliche Einschränkung im Gedächtnis blieb, ist der Künstler Miguel Chevalier. Eine echte Entdeckung für mich!
Wieso aber bewerten wir immer alles aus der Superlative? Das entspricht irgendwie dem Zeitgeist und auch der extrem hohen Erwartungshaltung speziell an die Kunsthalle.
Sonst sage ich Künstlerinnen und Künstlern doch auch DONE IS BETTER THAN PERFECT. Darf man das hier auch?
Ich gebe zu, ich hinterfrage dies gerade für mich selbst.
Was ist deine Meinung?
Nutze doch einfach die Möglichkeit diesen Beitrag im zugehörigen Post auf Instagram zu kommentieren. Ich freue mich, wenn du so mit mir und meinem Team kommunizierst. Austausch ist so wichtig!
Bei der Eröffnungsrede ließ es sich erahnen, wie schwer es gewesen ist, dem Thema Blumen die Tiefe zu geben, die es verdient – und aus der schieren Masse jene Kunst auszuwählen, die als solche warum auch immer besonders ist. Eben ohne gefällig zu sein, eher anspruchsvoll animierend – und dem Besucher eine Botschaft mitgibt. Wie so oft, hätte man an mancher Stelle eine andere Wahl getroffen.
Anyway … meine Highlights sind der blaue Raum mit einem virtuellen Garten von Künstler Miguel Chevalier, der hier durch imaginäre Übertragung die Blüten in die digitale Welt übersetzt sowie echte Pustblumen in einer fragilen Installation von Leuchtkörpern im Motto-Raum „Kostbare Blumen“.
Dass es jetzt nicht meine Favoritenausstellung in der Kunsthalle war – obwohl ich Blumen liebe, ist wahrscheinlich viel mehr meinem persönlichen (etwas schrägeren) Kunst-Geschmack geschuldet. Wer 2016 in der Ausstellung INSZENIERT war und diese, auch wegen Matthew Barney, so unheimlich inspirierend und genial empfand wie ich, kann vermutlich nachvollziehen warum.
Meine Empfehlung an dich ist wie immer:
Entdecke die Ausstellung und deine Meinung dazu selbst. Ich habe gelernt, mich nie auf das Urteil anderer zu verlassen, sondern immer mein eigenes zu bilden. Machst du das nicht, verpasst du sehr viel schönes in deinem Leben, nur weil es anderen halt nicht so gefallen hat!
Ich bin gespannt und freu mich mega auf deinen Kommentar!
Von Herzen Claudine